Defininition: Moral Hazard

Weshalb kann individuell rationales Handeln kollektive Irrationalität bewirken.

Paul führt die kollektive Irrationalität auf Fehler in drei Bereichen zurück: Individuelle Einschätzung, Feedback und Nutzenmaximierung.

Fehlendes Feedback

Pauly beschreibt 1968, wie Krankenversicherungen bzw. staatliche Versorgungssysteme Menschen dazu verleiten, mehr Leistungen als erforderlich nachzufragen.
  • Einschätzung: Weil Versicherte die Gegenleistungen für Ihre Steuer- und Beitragszahlungen nicht abschätzen können...
  • Feedback: ...und Beiträge unabhängig von der individuellen Leistungsinanspruchnahme sind,...
  • Nutzenmaximierung: ...ist jeder Versicherte bestrebt, so viele Leistungen wie möglich in Anspruch zu nehmen.
Aus diesen Überlegungen heraus können Ausgabensteigerungen und damit verbundene Beitragssteigerungen argumentiert werden, wenn nicht mit spezifischen Anreizen gegengesteuert wird. Etabliert sind vor allem monetäre Anreize wie Selbstbeteiligung bei der Inanspruchnahme von Leistungen und gegebenenfalls damit kombinierte Wahltarife der Versicherungen. (vgl. Braun et al. 2006, S. 7-8).



Kritische Würdigung

  • Grenzwertnutzen: Limitiert wird die Argumentation durch die Abwägung von Kosten einer Gesundheitsleistung (z.B. Zeit, ggf. Schmerzen) gegenüber deren Mehrwert.
  • Negativbeleg: Belegt ist, dass die Nachfrage nach Leistungen sinkt, wenn die Zusatzbelastung für das Individuum (z.B. auch aufgrund fehlender Mittel) nicht finanzierbar oder erstrebenswert sind (vgl. Braun et al. 2006, S. 8).
  • Positivbeleg: Das Moral-Hazard-Phänomen lässt sich empirisch eher auf der Seite der Leistungserbringer als auf Seiten der Solidargemeinschaf nachweisen.
  • Selbstbeteiligungen haben nur dann einen positiven Steuerungseffekt bezüglich der rationalen Inanspruchnahme von Leistungen, wenn sie den Patienten eine sowohl medizinisch als auch finanziell akzeptable alternative lassen.
  • Gesundheitspolitische Priorisierung: Als angebotsinduzierter Wirtschaftszweig werden im Gesundheitswesen Versorgungsstrukturen, Qualität und Wirtschaftlichkeit gesteuert (vgl. Braun et al. 2006, S. 12).