GRADE: Evidence-Bewertung

Was ist das "Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluation"?

Das GRADE-System unterscheidet zwischen der Qualität der Evidence und dem Grad einer Empfehlung für Handlungen im Gesundheitswesen. Die Qualität von Studien wird dabei durch verschiedene Faktoren (Mängel im Studiendendesign, Heterogene oder inkonsistente Ergebnisse, Indirekte Evidence, Fehlende Präzision, Publikationsbias) herabgestuft oder hochgestuft (Grosser oder sehr grosser Effekt, unwahrscheinliche Erklärung eines Effekts durch confounder, Dosis-Wirkungs-Beziehung).

Zwei Empfehlungsstärken

Die Stärke der Empfehlung ist im GRADE-System ein Gradmesser für die Zuversicht, dass das Umsetzen einer Empfehlung mehr nutzt als Schadet. In diesem Sinne spricht GRADE zwei Empfehlungsstärken aus:
  1. Starke Empfehlung: Die positiven Konsequenzen einer Massnahme überweigen die unerwünschten klar. Die Empfehlung "Tun" ("Do it") oder "Nicht tun" ("dont do it") beschreibt eine Entscheidung, die die meisten gut informierten Personen treffen würden.
  2. Abgeschwächte Empfehlung: Die positiven Konsequenzen einer Massnahme werden die unerwünschten vermutlich überwiegen. Der Gesamtnutzen ist aber weniger eindeutig. Die Empfehlung "wahrscheinlich tun" ("Probably do it") oder "wahrscheinlich nicht tun" ("probably dont do it") beschreibt eine Entscheidung, die eine gut informierte Mehrheit treffen würde - jedoch eine ebenso gut informierte, deutliche Minderheit nicht.


Faktor 1: Vier Evidence-Stufen

Das GRADE-System unterteilt Studien in vier Qualitätslevel. Expertenmeinungen dagegen stellen im Gegensatz zu anderen Ansätzen kein Evicence-Level dar.
  1. Hohe Qualität: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass weitere Forschung das Vertrauen in den beobachteten Behandlungseffekt verändert.
  2. Moderate Qualität: Weitere Forschung wird sich vermutlich erheblich auf unser Vertrauen in den beobachteten Behandlungseffekt auswirken. Möglicherweise ändert sich der Behandlungseffekt.
  3. Niedrige Qualität: Weitere Forschung wird sich sehr wahrscheinlich auf unser Vertrauen in den beobachteten Behandlungseffekt auswirken. Wahrscheinlich ändert sich der Behandlungseffekt.
  4. Sehr niedrige Qualität: Der beobachtete Behandlungseffekt ist mit sehr grosser Unsicherheit behaftet.

Faktor 2: Netto-Nutzen

Das GRADE-System wägt erwünschte und unerwünschte Behandlungsfolgen gegeneinander ab.
  1. Netto-Nutzen: Eindeutig grösserer Nutzen als Schaden.
  2. Abwägung notwendig: Ein Abwägen ergibt sowohl wesentlichen Nutzen als auch wesentlichen Schaden.
  3. Abwägung unsicher: Es ist nicht klar, inwieweit der Nutzen den Schaden überwiegt.
  4. Kein Netto-Nutzen: Eindeutig grösserer Schaden als Nutzen.

Faktor 3: Wertvorstellungen

das GRADE-System berücksichtigt Unsicherheiten bei Werten und Präferenzen
  1. Einheitliche Wertvorstellungen: Einheitliche Wertvorstellungen sind konkret nachweisbar oder aus dem Kontext intersubjektiv nachvollziehbar.
  2. Unklare Wertvorstellungen: Zu Wertvorstellungen können keine Aussagen getroffen werden.
  3. Divergierende Wertvorstellungen: Divergierende Wertvorstellungen sind konkret nachweisbar oder aus dem Kontext intersubjektiv nachvollziehbar.

Faktor 4: Ressourcen

Das GRADE-System berücksichtigt im Kontext begrenzter Ressourcen auch Allikationsfragen.

Quellen