Fragestellung in Präsentation und Disputation
Überlegungen zur Fragestellung
Reflexion
- Wer ist mein Publikum?
- In welchen Punkten verfügt mein Publikum über Expertise? (und möchte diese auch äussern?)
- Über eigene Erfahrungen?
- Über eigene Meinungen?
- Was ist das Ziel meines Vortrags?
- z.B. Neue Inhalte Vermitteln?
- z.B. Bestehende Inhalte neu ordnen?
- Welche Rolle habe ich gegenüber dem Publikum?
- z.B. Expert:in
- z.B. Moderator:in
- z.B. Informant:in/Berichterstatter:in
Checkliste
- Leite ich die Fragestellung Verbal und Visualisiert ein?
- Problem: Was ist der unerwünschte Ausgangszustand?
- Ziel: Was ist der erwünschte Zielzustand?
- Fragestellung: Welche Frage soll das Publikum beantworten?
- Methodik: Wie sollen die Antworten gegeben werden?
- Verbal
- Handschriftlich
- "digital"
- Rahmen: Welche Fragestellungen sind erwünscht und ggf. nicht erwünscht?
- Ausführliche oder Kurze Antworten?
- Stichworte oder vollständige Sätze?
- Kann mein Publikum die Fragestellung bearbeiten?
- Möchte mein Publikum die Fragestellung bearbeiten?
Hintergrund
Wiederholt lässt sich in Studierendenarbeiten in der Präsentation beobachten, dass der Themenvorstellung während der Präsentation die Fragestellung nach dem Pro und Contra, nach Vor- und Nachteilen etc. folgt. Dieses Vorgehen begünstigt einen suboptimalen Diskursverlauf, denn:
- Zurückhalten von Beiträgen: Eine Person bringt sich nicht in die Diskussion ein, weil sie eigene Limitationen befürchtet, z.B. die Annahme, das Thema nicht vollständig durchdrungen zu haben oder aber Gedanken zu haben, die über den Rahmen hinaus gehen, die in der Präsentation gesetzt werden.
- Diskursübernahme: Personen mit ausgewiesener Expertise haben neben dem Zurückhalten von Beiträgen auch die Möglichkeit, den Diskurs zu übernehmen. Das kann dazu führen, dass die Fragestellung ins Absurde geführt wird oder beliebige Themen/Schwerpunkte gesetzt werden.
- Verflachter Diskurs: Die Fragen nach Bewertungen wie Pro/Contra reduziert einen Komplexen Gedankengang der Bewertung auf das Ergebnis. Zentral für diese Bewertung ist aber der Kontext aus dem heraus bewertet wird. Gleichzeitig fehlt wiederholt Zeit, diesen Kontext zu erläutern – selbst wenn explizit nach diesem Kontext gefragt werden würde.
Erschwerende Faktoren sind dabei etwa …
- … Lernhemmnisse während des Vortrags (z.B. wenn ein Thema neu ist – oder «umgelernt» werden muss),
- … wenn Kontext aufwändig zu erschliessen ist (z.B. weil er nicht expliziert wurde, weil er zu fremd ist um wie gewünscht verstanden zu werden, weil er zu komplex ist)
- … wenn die Lerninhalte während des Zuhörens in einer anderen Logik gelernt werden als es die Beantwortung der Frage «Pro/Contra» erfordert.
Aus diesen Gründen liegt die zentrale Aufgabe der Gruppe darin, eine Fragestellung zu entwickeln, die von der Zuhörerschaft beantwortet werden kann, ohne das Thema durchdrungen worden sein muss. Gesucht sind also Fragestellungen, die die Teilnehmenden dazu ermutigen, aus Ihrer Lebenswelt bzw. Lebenserfahrung (als Expertinnen und Experten in eigener Sache) über etwas zu berichten, das die Projektgruppe weiterbringt. Die Transferleistung der Zuhörenden liegt also in der Auswahl eigener Erfahrungen.
Beispiel:
- Welche Gründe sprechen für oder gegen das Nutzen unserer App XYZ?
Alternativen:
- Kennst Du Personen oder Situationen, die unsere App XYZ nutzen würden?
- Weshalb nutzen diese die App?
- Hast Du Erfahrungen gemacht, in denen Dir unsere in denen unsere App XYZ geschadet hätte?
- Welche Erfahrungen waren das genau?