Management Summary

Vorstudie: Aging in Place

Als Ergebnis der Vorstudie können wir die Bedeutung des Dialog auf Augenhöhe argumentieren - hinsichtlich Transparenz, Stigmatisierung, Relevanzsetzung.

«Staunen Sie, wie wir mit solchen aktuellen Handicaps leben?» ist ein Zitat, das uns beim Auswerten der Studie berührt hat. Es bündelt vieles, was im Gespräch und auch im Fragebogen angesprochen wird. Es bringt die Komplexität des Aging in Place auf den Punkt. Das Zitat baut einen Spannungsbogen zwischen Stigmatisierung und Anerkennung, zwischen Autonomie und Handicap, zwischen Forscher und «Expertinnen und Experten in eigener Sache» auf.

Die Teilnehmenden der Befragung weiten das Themenfeld «Aging in Place» auf den öffentlichen Raum aus – und thematisieren Bus und Hotel. Sie thematisieren soziale Komponenten von Abhängigkeit und Unterstützung. Sie erwähnen, Dank zu schulden und sich durch Vergütung zu entschulden. Sie thematisieren Einsamkeit wie auch Barrieren, die durch Digitalisierung und neue Technologien entstehen. Und sie setzen Relevanzen bezüglich des Wissens um Lösungen wie auch des Wissens um Bezugsquellen.

Die Vorstudie Aging in Place mündet in folgenden Hypothesen:

  • Das Thema «Aging in Place durch Technik» erfordert niederschwellige und persönliche Transparenz. Vor diesem Hintergrund scheint es sinnvoll, in den Bemühungen um das Aging in Place insbesondere die Schnittstellenarbeit zu verstärken. Schnittstellenarbeit kann hier bereits bedeuten, zwischen den Bedarfslagen der Menschen in der Häuslichkeit und bestehenden kommunalen/organisationalen Angeboten zu vermitteln. Diese Vermittlung könnte von jenen Akteuren (m/w/d) übernommen werden, die sich in beiden Welten bewegen. In der Vorstudie Aging in Place waren dies die Freiwilligen (m/w/d) der Stiftung Zeitvorsorge, wie auch Personen, die in Seniorenverbänden organisiert sind. Sie können eine Brücke bauen, die der Sensibilisierung und der Informationsvermittlung dient.
  • Der Dialog über Aging in Place durch Technik muss stigmatisierungsfrei gestaltet werden. Denn: Er ist begleitet vom Risiko der Stigmatisierung und des «Überstülpens». Deshalb ist es sinnvoll, den Sprachgebrauch aus dem Feld zu übernehmen. Eine Möglichkeit, Stigmatisierung zu vermeiden, kann es sein, "Expertinnen und Experten in eigener Sache" um Rat und Mithilfe zu fragen. Dem Überstülpen könnte entgegengewirkt werden, indem Themen (lediglich stichwortartig oder als reale Wiedererzählung («Storytelling»)) im Sinne der Sensibilisierung angeboten werden – der Übertrag auf die eigene Lebenssituation jedoch der Person überlassen wird. Die Vertiefung, das Erzählen und die Ausformulierung von Zielen und Problemen in diesen Themenfeldern wird also den "Expertinnen und Experten in eigener Sache" überlassen.
  • Aging in Place wird im Alltag wahrgenommen – weniger im Notfall. Die inhaltlichen Themen des Aging in Place sind primär mit Aspekten von Sicherheit und Autonomie im Sinne der Meisterung des Alltags und dem zurechtkommen mit Technik präsent. Dadurch verlieren Notfallsituationen, die häufig im Forschungskontext priorisiert werden nicht an Gewicht. Sie können vielmehr erst dann vernünftig bearbeitet werden, wenn die täglich drängenden Bedarfe gedeckt sind.
  • Die Themen und Probleme, die das Aging in Place gefährden, wiederholen sich - deshalb lohnt es sich, alltagsrelevante Themen im Verbund zu bearbeiten.
  • Die Gesprächsbereitschaft ist hoch – wie auch das Risiko des Gesprächsabbruchs. Es bedarf deshalb weiterer Formate, mit denen die kontinuierliche Vertiefung und das systematische Aufarbeiten von Problemlagen und assoziierten Lösungen adressiert wird.
Ausblick: Die Erkenntnisse der Vorstudie: Aging in Place schaffen einen Referenzrahmen, mit dem künftige Befragungen fokussiert und begründet werden können. Sie ist ein Referenzpunkt, von dem aus die neu gegründete Stiftung Wohnen + Bleiben und das SimDeC der Ostschweizer Fachhochschule gemeinsam mit allen im Themenfeld beteiligten Akteuren (m/w/d) ihre Arbeit weiterführen.