Sensibilisierungsübung: Sensorausfall & Kontextwissen

Wie erzeuge ich Erfahrung zur Bedeutung von Sensorinformationen und deren Kontextabhängigkeit?

Aufgabe: Erratet (Beschädigungsfrei) mit geschlossenen Augen innerhalb von 30 Sekunden, welchen Gegenstand ihr vor euch habt.
Notiert jeden Gegenstand.

Intro

  • Wie wichtig etwas ist, merkt man oft erst, wenn man es nicht mehr hat.
  • Deshalb laden wir euch zu dieser Übung ein.

Aufgabenstellung

  • Schaltet euren Sensor "Auge" ab.
  • Wir geben euch Gegenstände in die Hand.
  • Eure Aufgabe ist es, mit den verbleibenden Sinnen präzise Informationen zu ermitteln:
    • Was genau ist es für ein Gegenstand?
    • Wozu wird er genutzt?
  • Dazu habt ihr für jeden Gegenstand 30 Sekunden Zeit - Gefolgt von 30 Sekunden fürs Weitergeben und notieren.

Die Spielregeln

  • Ihr habt 30 Sekunden für jeden Gegenstand, die Ihr ins Wahrnehmen investieren könnt.
  • Danach habt ihr nochmals 30 Sekunden, um den Gegenstand weiterzugeben und Notizen zu machen.
  • Ihr dürft nicht sprechen - damit auch die Andren Teilnehmenden nicht von euren Vorerfahrungen beeinflusst werden.

Ablauf

  • Ihr bekommt von uns je eine Augenbinde. Diese unterstützen euch darin, die Augen geschlossen zu halten (ihr entscheidet, ob ihr schummeln wollt oder nicht)
  • Ihr bekommt von uns ein Blatt Papier für eure Notizen. Tipp:
    • Falte das Papier in Zickzackfaltung vor.
    • Damit hast Du Zeilen, an denen Du Dich blind orientieren kannst.
    • Falte das Papier nach jedem Gegenstand um - so dass Du immer "ganz oben" schreiben kannst.
    • So kannst Du später am besten lesen, was Du notiert hast.
  • Ihr bekommt von uns jeweils ein Säckchen mit einem Gegenstand.
  • Nehmt den Gegenstand aus dem Säckchen
    • Fühlt 30 Sekunden lang, was es für ein Gegenstand ist.
    • Notiert, was es für ein Gegenstand ist (30 Sekunden lang)
    • Gebt auf unser Signal hin den Gegenstand nach links weiter.
  • Wenn ihr alle Gegenstände in der Hand gehalten habt, geben wir euch ein Signal, den Gegenstand wieder ins Säckchen zu packen
  • Auf unser Signal hin könnt ihr die Augenbinden abnehmen.

Reflexion

  • Nehmt eure Augenbinden ab.
  • Wir Präzisieren den Auftrag: Ziel ist es, den Gegenstand möglichst exakt zu benennen und seine Funktion zu erläutern.
  • Reihum wird
    1. Vorgelesen, was auf dem Zettel steht
    2. Der Gegenstand im Beutel nochmals befühlt und beschrieben.
    3. Die Gruppe darf (Methode Blitzlicht - Kurzbeitrag reihum) Korrekturen
    4. Auf der Flipchart wird in einer Tabelle eine Strichliste erstellt

Reflexionstabelle

Initial richtig Mit Korrektur der Gruppe richtig Falsch
Name ||| || |
Funktion || | |

Ihr habt einige Gegenstände kennengelernt. Mit einem Sensor-Datensatz, der nicht eurem Lernmuster entsprechen hat, weil ihr ja blind wart. Wir gehen davon aus, dass der Prozess und die Reflexionstabelle die folgenden Fehler mit einem Erfahrungswert illustriert:

  1. Interpretations-Bias: Die Interpretation von Daten kann auch schiefgehen. (oder lagt ihr alle initial komplett richtig?)
  2. Erhebungs-Bias: Auch die Erhebung von Daten kann schiefgehen, weil wir bereits in der Messmethode oder bei der Messung selbst interpretieren. (Wurden Dinge erhoben, die eigentlich gar nicht gemessen werden konnten, die aber auf Vorerfahrungen zurückgehen (negativ konnotiert: Vorurteile, Stigma - Positiv assoziiert: Intuition)
  3. Kommunikations-Bias: Basierend auf dem Kommunikationsquadrat (Schulz von Thun, Selbstoffenbarung, Sachinhalt, Appell, Beziehungshinweis) können wir Menschen weder Daten noch Informationen versenden ohne zu interpretieren. (ggf. gab es unterschiedliches Verständnis von Begriffen: "hab ich doch gesagt!)

Deshalb ist die Take-Home-Message:

Wer misst misst Mist.