Einfach telefonieren

Einfach telefonieren

Wie kann man trotz Hör- und Seheinschränkungen telefonieren?

Wie können ältere Menschen einfach telefonisch mit ihren Bezugspersonen in Kontakt bleiben?
Hinweis: Um eine Lösung zu betrachten, klicken Sie auf den fett gedruckten Namen der Lösung oder die Abbildung.



Alternative Bezeichnungen der Lösungen:

Festnetz-Telefon:
Großtastentelefon, Seniorentelefon, Bildtasten-Telefon, Telefon mit einfacher Bedienung

Mobilfunk-Telefon:
Senioren-Handy, Großtasten-Handy, Senioren-Smartphone


Das Problem:

Menschen, die eingeschränkt sehen und hören können, können von der Bedienung eines herkömmlichen Festnetz- und Mobilfunktelefons aus folgenden Gründen frustriert werden:
  • Die Nummern- und Funktionstasten liegen nah beieinander, sind relativ klein. Lassen feinmotorische Fertigkeiten nach, kann die Betätigung kleiner Tasten schwerfallen.
  • Ungewohnte Bedienung: Bei Smartphones ist das Tastenfeld nur über Touchscreen zu bedienen.
  • Unübersichtlichkeit: Moderne Telefonanlagen können zudem über eine Vielzahl an Tasten und Einstellmöglichkeiten verfügen, die Anwenderinnen und Anwender überfordern kann.

Die Folge:

  • Kleine Tasten können bei taktilen und motorischen Einschränkungen oder Einschränkungen des Sehvermögens nicht gezielt betätigt werden, weil sie eng beieinander liegen oder aufgrund der geringen Größe bzw. Kontraste nicht mehr wahrgenommen werden.
  • Das Telefonklingeln wird bei Schwerhörigkeit nicht mehr wahrgenommen, Anrufe werden verpasst.
  • Einstellungen werden von den Nutzerinnen und Nutzern ungewollt verändert.
  • Die Nutzung wird erschwert und infolge der Überforderung vermieden. Kontakte werden seltener angerufen.

Lösung mit Technik:

  • Die Telefone sollen durch Gestaltung und zusätzliche Funktionen solche körperlichen und kognitiven Einschränkungen kompensieren, die ansonsten die Verwendung von Telefonen erschweren.

  • Große Tasten mit großer Beschriftung unterstützen die Eingabe von Telefonnummern bei eingeschränkter Beweglichkeit der Finger und eingeschränktem Sehvermögen.
  • Entsprechende Geräte sind sowohl für den Festnetz- wie für den Mobilfunkbetrieb erhältlich.
  • Displays mit großer Schrift verbessern die Lesbarkeit der Telefonnummern und die Kontrolle über die Eingabe der Telefonnummern.
  • Lautes Klingeln und Lichtsignale bei eingehenden Anrufen sowie eine hohe Lautstärke während des Telefonats kompensieren eine nachlassende Hörfähigkeit.
  • Bestandteil von Festnetztelefonen können sein:
    • programmierbare Foto-Direktwahltasten: Jede Taste ist mit der Nummer und dem (Porträt-)Foto einer wichtigen/häufigen Kontaktperson belegt
    • Notruf-Funktion: bei Knopfdruck erfolgt eine Alarmierung von Angehörigen und Unterstützern
    • große Tasten
    • Display

  • Bei Mobilfunkgeräten:

    • Notruf: Ist eine SOS-Taste erwünscht?
    • Lautstärke des Klingeltons und der Gespräche: Entspricht die Lautstärke dem Hörvermögen?
    • Gibt es eine Freisprechfunktion?
    • Hörgerät: Welche vorhandenen Geräte sollen mit dem Telefon gekoppelt werden (z.b. ein Hörgerät)?
    • Ladevorgang: Gibt es eine spezielle Schale, in die das Gerät zum Laden gestellt werden kann? Wie leicht oder schwer fällt der Ladevorgang?
    • Akkulaufzeit und Standby-Zeit: Wie lange soll der Akku mindestens ohne Ladevorgang halten?
    • Extras: Welche Zusatzfunktionen sind erwünscht: Taschenlampe? FM-Radio?
    • Fotos: Wie wichtig ist das Fotografieren mit dem Handy?
    • Ist die Menüführung intuitiv und übersichtlich? Sind die Tasten groß genug?
    • Ist das Display ausreichend groß und beleuchtet?
    Hinweis: Die Nutzung von Messenger-Diensten und Internetanwendungen (Apps) ist bei herkömmlichen Seniorenhandys ohne mobiles Datenvolumen nicht möglich.

    Bei Festnetzgeräten:

    • Fotos auf den Großtasten: Unterstützen bebilderte Tasten die Bedienung?
    • Kabel oder schnurloses Festnetz: Soll das Telefon im Haus immer am selben Platz stehen oder transportiert werden können?
    • Zusatzgeräte: Soll das Festnetztelefon kompatibel mit mobilen Zusatzgeräten sein, zum Beispiel mit einer Freisprecheinrichtung zum Umhängen?
    • Sprachausgabe: Verfügt das Telefon über eine Sprachausgabe, die Sehbehinderte zusätzlich unterstützt?
    • Blitzen: Soll das Klingeln zusätzlich optisch signalisiert werden?

    Nutzung von Zusatzgeräten bei herkömmlichen Telefonen

    • Herkömmliche Telefone können durch Zusatzgeräte um typische Funktionen von Seniorentelefonen erweitert werden:
      • Erweiterungen, die eingehende Telefonate mit einem lauten Klingelton und optischen Hinweisen signalisieren
      • Erweiterungen, die die Gesprächslautstärke erhöhen oder vermindern



    Mobiltelefone

    Geräte-Eigenschaften (Hardware)
    • Akkulaufzeit und Standby-Zeit
    • Display-Größe
    • Gewicht und Maße
    • Ladekabel-Typ oder Ladestation: Wie leicht oder schwer fällt der Ladevorgang bzw. das Einfädeln des Kabels in die Ladebuchse
    • Kamera-Auflösung
    • SIM-Kartentyp: kompatibel mit vorhandener Karte?
    • Speicher: Größe des internen Speicher; Möglichkeit, den Speicher zu erweitern (MicroSD-Kartensteckplatz)
    • Finger-Abdruck-Sensor
    Geräte-Eigenschaften (Software)
    • Betriebssystem und Möglichkeit für Updates: Manche Anwendungen bedürfen aktueller Software (Corona-Warn-App)
    • Internetzugang und mobile Daten
    • App-Store zum Herunterladen weiterer Anwendungen oder vorinstallierte Software
    • GPS-Ortung
    • Finger
    Bedien-Eigenschaften
    • Notrufknopf
    • SOS-Taste
    • Tastatur versus Touchscreen
    • Fernwartung
    • spezielle Benutzeroberfläche für Senioren (große Symbole)
    • Bedienungsanleitung
    Klingeln
    • Lautstärke
    • Vibration
    • Hörgeräte-kompatibel

    Festnetzgeräte

    Geräte-Eigenschaften (Hardware)
    • Schnurlos oder kabelgebunden
    • Tastengröße
    • Verstärkertaste für extra lautes Hören
    • SOS-Knopf/Notruf-Funktion
    • Gewicht des Hörers
    • Direktwahltasten
    • Fototasten
    • Display: Display-Größe, Kontraste und Beleuchtung
    Geräte-Eigenschaften (Software)
    • Anrufbeantworter
    • Telefonbuch
    • intuitive Menüführung



    Notruffunktion

    • SOS-Taste
      • Wird diese Taste mehrere Sekunden lang gedrückt, werden nacheinander Notrufnummern angewählt, bis die erste Kontaktperson (oder deren Anrufbeantworter) den Anruf entgegennimmt.
    • Freisprechmodus
      • Das Telefon schaltet sich bei aktiviertem Notruf in den Freisprechmodus. So können Telefonate auch dann geführt werden, wenn Personen das Telefon nicht direkt erreichen können, beispielsweise nach einem Sturz.
    • Sirene
      • Einige Lösungen geben nach Betätigen der Notruffunktion einen lauten Sirenenton ab, um Personen in der Nähe auf die Notlage aufmerksam zu machen.
    • Kontakte als Notrufnummern
      • Kontaktpersonen, die als Notrufnummer hinterlegt werden sollen, müssen im Telefonbuch des Handys gespeichert werden.
      • Hinweis: Die Verwendung von offiziellen Notrufnummern der Polizei, der Feuerwehr oder der Rettungsleitstellen ist nicht gestattet.

    Klappfunktion

    • Prüffragen:
      • Reicht die Fingerfertigkeit aus, um das Handy aufzuklappen?
      • Werden Gespräche entgegengenommen, in dem die Nutzerinnen und Nutzer das Handy aufklappen?
      • Reicht es, das Handy zusammen zu klappen, um ein Gespräch zu beenden? -> Die Nutzung von Tasten für das Annehmen und Beenden von Telefonaten entfällt. Dadurch kann ein dauerhafter Besetzt-Modus vermieden werden, der eintritt, wenn ein Telefonat nicht korrekt beendet wurde und unbemerkt weiterläuft.

    Das Reallabor für Technikakzeptanz und Soziale Innovation
    Das Reallabor für Technikakzeptanz und Soziale Innovation (TAKSI) befindet sich in einer Musterwohnung für barrierearmes Wohnen in einem Wohngebiet in Wernigerode und wird dem Projekt VTTNetz (angesiedelt an der Hochschule Harz) im Rahmen einer Kooperation von der Wernigeröder Wohnungsgenossenschaft eG (WWG) für die Projekttätigkeit (Laufzeit 01/2018-12/2022) zur Verfügung gestellt. Die ca. 60 m² große 3-Raum-Musterwohnung dient als zentrale Informations-, Beratungs- und Anlaufstelle. Sie bietet aufgrund ihrer Einrichtung, des Schnitts und der Lage im Quartier einen starken Bezug zur alltäglichen Lebensführung älterer Menschen, sodass niedrigschwellige Angebote zum Aufbau digitaler Kompetenzen wie die wöchentliche Sprechstunde für Smartphone, Sicherheit und Komfort übergangslos auch für die Heranführung an Wohnraumanpassung und technische Assistenz genutzt werden können. Weiterlesen