Beratung mit Visualizer/Dokumentenkamera

Beratung mit Visualizer/Dokumentenkamera

Wie läuft eine Beratung unter den Bedingungen zur Eindämmung des Coronavirus ab?

Beratung unter Corona mit Hilfe einer Dokumentenkamera
Um dieser Altersgruppe auch zukünftig gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen und sie durch die Heranführung an (digitale) Technik dabei zu unterstützen, ein möglichst lange selbstbestimmtes Leben in der gewohnten Wohnumgebung zu führen, wurde in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an niederschwelligen Angeboten der Technik- und Wohnberatung sowie zum digitalen Kompetenzaufbau geschaffen. Ältere Menschen, pflegende Angehörige sowie Pflegefachkräfte finden an diesen Beratungs- und Lernorten kompetente Hilfe beim Umgang mit Smartphones, Tablets und Laptops, bei der Nutzung von Messgeräten für Blutdruck und Blutzucker oder auch bei Fragen zur altersgerechten Wohnungsanpassung. Viele dieser Beratungsstrukturen werden zeitlich begrenzt öffentlich gefördert, vernetzen sich zunehmend untereinander und binden ehrenamtlich tätige Techniklots*innen und internetbasierte Informations- und Lernplattformen in eine gemeinsame Leistungserbringung ein.

Die Potenziale dieser Form der Beratung werden im Rahmen des von 2018 bis 2022 laufenden BMBF-finanzierten Vorhabens VTTNetz (Innovationsnetzwerk Vernetzte Technikberatung und Techniknutzung) an der Hochschule Harz in Wernigerode untersucht. Als Teil dieses Projekts wird in enger Kooperation mit der Wohnungswirtschaft und anderen regionalen Partnern ein Reallabor für Technikakzeptanz und Soziale Innovation (TAKSI) betrieben, in dem u.a. wöchentliche Senioren-Technikberatungen angeboten und evaluiert werden.

Mit Beginn der Corona-Pandemie stand man bei TAKSI vor der gleichen Herausforderung wie alle Beratungsstellen: Wie können die Beratungsangebote im vertrauten und bewährten 1:1-Präsenzformat für die – gesundheitlich ganz besonders vulnerable Zielgruppe – unter Beachtung aller Abstandsregeln und Vorsichtsmaßnahmen und ggf. über räumliche Distanz aufrechterhalten werden?

Die Lösung

In dieser Notsituation entwickelte das VTTNetz-Team im Mai 2020 einen Lösungsansatz, mit dem die soziale Praxis der Beratung Älterer innoviert werden könnte: Mit Hilfe eines Visualizers – einer Dokumentenkamera, die traditionell in der Hochschul-Präsenzlehre eingesetzt wird – kann die räumliche Distanz zwischen Klient*in und Berater*in eingehalten werden, ohne die intensive Interaktion zu beeinträchtigen. Der*die Ratsuchende sitzt dabei vor dem Visualizer und bedient z.B. das mitgebrachte Smartphone, wobei die Kamera des Visualizers die Handbewegungen sowie die Bedienoberfläche des Geräts erfasst und über einen Monitor wiedergibt, auf dem der*die Beratende das Agieren des*der Ratsuchenden verfolgen kann. In dieser Situation kann ein Zeigestock oder ein Laserpointer zum Einsatz kommen, um dem*der Ratsuchenden über den Bildschirm zu vermitteln, wie er*sie welche Einstellungen vornehmen kann.

Die ersten Erfahrungen mit dem Einsatz von Visualizern in der TAKSI-Beratungsstelle waren durchweg positiv und führten zu einer Reihe unerwarteter und interessanter Fragestellungen, die umseitig näher ausgeführt werden. Die Antragsteller*innen glauben daher, dass es mit Blick auf die Weiterentwicklung der Technik- und Wohnberatung von erheblichem Innovationswert wäre, die Möglichkeiten des stationären wie auch mobilen Einsatzes von Visualizern / Dokumentenkameras für Beratung und Beratungsevaluation auch über das „Corona-Provisorium“ hinaus zu untersuchen und an andere Beratungssettings zu adaptieren.

Das Reallabor für Technikakzeptanz und Soziale Innovation (TAKSI) befindet sich in einer Musterwohnung für barrierearmes Wohnen in einem Wohngebiet in Wernigerode und wird dem Projekt VTTNetz (angesiedelt an der Hochschule Harz) im Rahmen einer Kooperation von der Wernigeröder Wohnungsgenossenschaft eG (WWG) für die Projekttätigkeit (Laufzeit 01/2018-12/2022) zur Verfügung gestellt. Die ca. 60 m² große 3-Raum-Musterwohnung dient als zentrale Informations-, Beratungs- und Anlaufstelle. Sie bietet aufgrund ihrer Einrichtung, des Schnitts und der Lage im Quartier einen starken Bezug zur alltäglichen Lebensführung älterer Menschen, sodass niedrigschwellige Angebote zum Aufbau digitaler Kompetenzen wie die wöchentliche Sprechstunde für Smartphone, Sicherheit und Komfort übergangslos auch für die Heranführung an Wohnraumanpassung und technische Assistenz genutzt werden können.