DINU - Anreizsysteme | Unerwünschte Effekte

DINU - Anreizsysteme | Unerwünschte Effekte

Zentrale Vorinformationen

Grundsätzliche Regulierungsmechanismen werden vom Staat, Markt oder Patientinnen und Patienten gesteuert.


  • 7:54 - Grundsätzliche Regulierungsmechanismen
    • Staatlich hierarchische Regulierung: Regeln bestimmen den Zugang zu Leistungserbringern. Das Spektrum geht hier von einer freien Arztwahl und einem direkten Zugang zum Facharzt bis hin zu einem Hausarztmodell, bei dem der Hausarzt nur in größeren zeitlichen Abständen gewechselt werden kann und ein Facharztbesuch nur bei einer Überweisung durch den Hausarzt möglich ist (vgl. Reibling & Wendt 2020, S. 636-637).
    • Selbstregulierung: Selbst- und Zuzahlungssysteme schränken den Zugang durch von Patienten zu tragende Kosten ein (vgl. Reibling & Wendt 2020, S. 636).
    • Marktregulierung: Die Versorgungsdichte bestimmt den faktischen Zugang zu Leistungsanbietern und Medizintechnologie (vgl. Reibling & Wendt 2020, S. 636).
  • Regulierungsergebnisse (vgl. Wend 2013, S. 83):
    • 2:55 - Marktregulierte Gesundheitssysteme reduzieren Leistungen, die nur in Ausnahmesituationen benötigt werden.
    • 3:35 - Fallpauschalenregulierte Gesundheitssysteme reduzieren Leistungen, die nur in Ausnahmesituationen benötigt werden.
    • 3:40 - Regulierungen auf Kommunaler Ebene fördert die Koordination in Krisenzeiten
    • 11:22 - Regulierung in Krisenzeiten ist auch abhängig von Vertrauen und Kompetenzen
  • 13:43 - Zweck von Gesundheitssystemen richtet sich sowohl auf die individuelle als auch allgemeine (Public Health) Gesundheitsversorgung
  • Operative Regulierungsmechanismen (vgl. Wend 2013, S. 299)
    • 22:55 - Regulierung durch den Anteil öffentlicher Gelder (hohe private Finanzierung fördert Ungleichheit, höhere Öffentlicher Anteil erhöht Reaktionsgeschwindigkeiten)
    • 30:20 - Zugang zu Gesundheitsleistungen (direkt oder Hausarztprinzip?) (vgl. Wendt 2013, S. 225)
  • Hintergründige Werte & Leitideen
    • 40:40 - Prinzip der Sozioökonomischen Sicherheit
    • 41:34 - Prinzip der Gleichheit & Sicherheit
    • 42:49 - Prinzip der individuellen Freiheit & Sicherheit

Weiterführend

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In Modellprojekten wird Gesundheit finanziert, satt Krankheit bzw. deren Kuration zu Vergüten.


Hildebrandt et. al. (2009) argumentieren, für eine Neuausrichtung des Gesundheitswesens: Anreize und Honorierungen sollen den geschaffenen Gesundheitsnutzen und damit die Ergebnisqualität für den einzelnen und die Versichertengemeinschaft in das Zentrum des Wettbewerbs rücken (S. 154). Kurzum: Der Anreiz für Prävention soll höher sein als für Kuration.

Der Return of Invest (ROI) von Prävention liegt je nach Themenfeld in der Schweiz zwischen 1:8 und 1:16 (frühe Förderung) bzw. zwischen1:1,6 und 1:3,5 (allgemeine Bevölkerung) (vgl. BAG 2018, S. 28). Im Bezug auf den arbeitsbezogene Massnahmen (DE) liegt der ROI im Durchschnitt bei 1:2,7 (vgl. Barthelmes 2019, S. 9)

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Paul führt die kollektive Irrationalität auf Fehler in drei Bereichen zurück: Individuelle Einschätzung, Feedback und Nutzenmaximierung.

Fehlendes Feedback

Pauly beschreibt 1968, wie Krankenversicherungen bzw. staatliche Versorgungssysteme Menschen dazu verleiten, mehr Leistungen als erforderlich nachzufragen.
  • Einschätzung: Weil Versicherte die Gegenleistungen für Ihre Steuer- und Beitragszahlungen nicht abschätzen können...
  • Feedback: ...und Beiträge unabhängig von der individuellen Leistungsinanspruchnahme sind,...
  • Nutzenmaximierung: ...ist jeder Versicherte bestrebt, so viele Leistungen wie möglich in Anspruch zu nehmen.
Aus diesen Überlegungen heraus können Ausgabensteigerungen und damit verbundene Beitragssteigerungen argumentiert werden, wenn nicht mit spezifischen Anreizen gegengesteuert wird. Etabliert sind vor allem monetäre Anreize wie Selbstbeteiligung bei der Inanspruchnahme von Leistungen und gegebenenfalls damit kombinierte Wahltarife der Versicherungen. (vgl. Braun et al. 2006, S. 7-8).



Kritische Würdigung

  • Grenzwertnutzen: Limitiert wird die Argumentation durch die Abwägung von Kosten einer Gesundheitsleistung (z.B. Zeit, ggf. Schmerzen) gegenüber deren Mehrwert.
  • Negativbeleg: Belegt ist, dass die Nachfrage nach Leistungen sinkt, wenn die Zusatzbelastung für das Individuum (z.B. auch aufgrund fehlender Mittel) nicht finanzierbar oder erstrebenswert sind (vgl. Braun et al. 2006, S. 8).
  • Positivbeleg: Das Moral-Hazard-Phänomen lässt sich empirisch eher auf der Seite der Leistungserbringer als auf Seiten der Solidargemeinschaf nachweisen.
  • Selbstbeteiligungen haben nur dann einen positiven Steuerungseffekt bezüglich der rationalen Inanspruchnahme von Leistungen, wenn sie den Patienten eine sowohl medizinisch als auch finanziell akzeptable alternative lassen.
  • Gesundheitspolitische Priorisierung: Als angebotsinduzierter Wirtschaftszweig werden im Gesundheitswesen Versorgungsstrukturen, Qualität und Wirtschaftlichkeit gesteuert (vgl. Braun et al. 2006, S. 12).
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Vertiefende Informationen im Themenfeld Anreizsysteme & Gamification


Aufgabenstellungen im Labor

Das Labor wird von externen Referierenden begleitet.